Festival für Weltliteratur
26.–31.1.2015 – Köln

Konzept

»M’illumino/d’immenso« – dieses Gedicht von Giuseppe Ungaretti ist das Motto der Poetica I. Ingeborg Bachmann übersetzte es mit »Ich erleuchte mich / durch Unermeßliches«. Man kann den Zweizeiler als eine Bestimmung der Aufgabe von Poesie verstehen. Der Gedichttitel »Mattina« verweist auf die Zeit, die sowohl die Verstandeshelle, das Erwachen des Bewusstseins evoziert wie den Augenblick, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sinnhaft in eins fallen. In der poetischen Vereinigung von Logik und Ästhetik wird dem Dichter beides eröffnet: einerseits die Suche nach verbindlichen Worten, um sich in der Wirklichkeit zu orientieren, andererseits auch das Vordringen in Bereiche jenseits des rational Begreifbaren, jenseits der Empirie, eben in das Unermessliche. 

Die Poetica I, das erste Kölner Festival für Weltliteratur, bildet den Auftakt für eine vom Internationalen Kolleg Morphomata der Universität zu Köln und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gemeinsam geplante Veranstaltungsreihe mit jährlich wechselnden Themen. In diesem Jahr geht es um »Die Macht der Poesie«. Sie soll in Lesungen inszeniert und in Diskussionen mit Wissenschaftlern auf ihre Geltungskraft hin überprüft werden. Michael Krüger, einer der prominentesten deutschen Autoren und Verleger, hat als Kurator der Poetica I renommierte Lyriker und Lyrikerinnen aus aller Welt nach Köln eingeladen: Yeşim Ağaoğlu aus der Türkei, Jürgen Becker und Marcel Beyer aus Deutschland, John Burnside aus Großbritannien, Lars Gustafsson aus Schweden, Ranjit Hoskoté aus Indien, Yang Lian aus China, Aleš Šteger aus Slowenien, Pia Tafdrup aus Dänemark und Adam Zagajewski aus Polen. Der Faszinations- und Beunruhigungswert ihrer Gedichte soll für eine Woche Ende Januar 2015 an unterschiedlichen Orten Kölns spürbar werden: in der Universität, der Stadtbibliothek, im Literaturhaus, dem Deutschlandfunk, dem Belgischen Haus und dem Schauspiel Köln. 

Alle grammatisch männlichen Formen in diesem und den anderen Texten auf der Homepage beziehen sich gleichermaßen auf weibliche und männliche Personen.