Festival für Weltliteratur
25.–30.1.2016 – Köln

Blue Notes: In Sätzen leben, in Versen tanzen

Woran denken wir, wenn wir an Blau denken: an das Indigoblau des Himmels, das südliche Blau des Mittelmeeres, die blaue Stunde der Dichter und Maler, die Blauhelme der UNO und die Flagge der Europäischen Union, an blaue Uniformen von Polizei und Militär, an die blaue Blume der Romantiker, an ›blue feelings‹, d.h. an Blau als Farbe der Trauer und Melancholie wie der Sehnsucht, oder an Blau als Farbe der Weisheit wie des Rausches? Vielleicht auch daran, wie viele Dichter mit blauer Tinte und in Bluestönen schon ihre poetische Heimat erschrieben haben? Wie steht es um die Kunst der Melancholie in Zeiten des politischen wie inneren Exils? Wie kann man die Trauer und den Verlust von geliebten Personen oder der Heimat in der Literatur bewältigen? Ist die Melancholie eine Muse, die Poesie das Therapeutikum? Ist die Klage und nicht die Hoffnung das wirkmächtigste Thema der Literatur? Welche Symbolwerte hat Blau in unterschiedlichen Kulturen? Kennt der Roman ein anderes Blau als das Gedicht?

›Blue Notes: In Sätzen leben, in Versen tanzen‹ lautet das Thema der Poetica II, des zweiten Festivals für Weltliteratur, das das Internationale Kolleg Morphomata der Universität zu Köln gemeinsam mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vom 25. bis 30. Januar 2016 in Köln veranstaltet. Kurator der Poetica II ist der slowenische Lyriker, Erzähler und Verleger Aleš Šteger. Er hat Autoren aus drei Kontinenten und acht Ländern eingeladen, ›literarische Amphibien‹, d.h. Autoren, die sowohl namhafte Lyriker wie Romanciers sind, die mit den Formen von Gedicht und Roman gleichermaßen experimentieren und sich so zwischen zwei Arten der Weltgestaltung – einer rhythmisch-tänzerischen und einer prosaisch-realistischen – immer neu entscheiden müssen. Wie beschreiben die Autoren eine dergestalt amphibische Kreativität, wenn sie einmal in Sätzen leben, ein andermal in Versen tanzen? Wie formen unterschiedliche literarische Genres unser Wissen von Melancholie und Hoffnung?

Um die Machart und Wirkmacht von ›Blue Notes‹ geht es also in der Poetica II und eingeladen sind folgende Autoren: Juri Andruchowytsch aus der Ukraine, Bernardo Atxaga aus Spanien, Georgi Gospodinov aus Bulgarien, Lavinia Greenlaw aus Großbritannien, Durs Grünbein aus Deutschland, Paul Muldoon aus den USA, Ilma Rakusa aus der Schweiz, Ana Ristović aus Serbien und Sjón aus Island. Zum Abschluss des Festivals treffen sie auf neu hinzukommende Autoren der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, auf die Lyriker Heinrich Detering, Michael Krüger und Monika Rinck sowie auf die Romanciers Navid Kermani und Martin Mosebach.

Der Faszinations- und Beunruhigungswert von Literatur soll an unterschiedlichen Orten in Köln spürbar werden: in der Universität, der Stadtbibliothek, im Literaturhaus, im King Georg, im Filmhauskino, im Wallraf-Richartz-Museum und im Schauspiel Köln. Kennzeichnend für die Festivalform der Poetica ist die Verbindung von Literatur, Wissenschaft und Öffentlichkeit in Lesungen und Gesprächen.

Alle grammatisch männlichen Formen in diesem und den anderen Texten auf der Homepage beziehen sich gleichermaßen auf weibliche und männliche Personen.